Beim Radfahren verbrennen wir Kalorien. Das ist umweltfreundlicher, als Öl zu verbrennen. Aber wie sieht es aus, wenn wir uns beim Treten von einem Elektromotor helfen lassen? Mario Sedlak hat die Ökobilanz von E-Bikes berechnet.

Um zu sehen, wie umweltfreundlich ein Produkt ist, werden alle Umweltwirkungen bei Produktion, Betrieb und Entsorgung zusammengestellt. Das ist die sogenannte Ökobilanz. Bei Elektrorädern sticht der Energieaufwand für die Erzeugung des Akkus heraus. Da Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien leider noch lange nicht den gesamten Energiebedarf der Menschheit decken können, muss Kohle, Erdgas oder Erdöl verbrannt werden. Dabei entsteht Kohlendioxid, das den Klimawandel auslöst.

Ökobilanzen liefern üblicherweise keine exakten Zahlen, da das Ergebnis je nach konkretem Produkt oder Herstellungsverfahren schwankt und auch nie alle Daten bis ins letzte Detail bekannt sind. Aber die Studien, die derzeit verfügbar sind, legen nahe, dass bei der Erzeugung eines E-Bike-Akkus ungefähr 100 Kilogramm CO2 pro Kilowattstunde Speicherkapazität entstehen. Beispielsweise kam die Münchner Forschungsstelle für Energiewirtschaft in einer 2018 veröffentlichten Studie auf 106 Kilogramm pro Kilowattstunde. Das entspricht etwa 500–750 Kilometern Autofahren. Typischerweise speichert ein E-Bike-Akku eine halbe Kilowattstunde.

Stromverbrauch

Natürlich hat das E-Bike auch im Betrieb Umweltwirkungen. Es braucht Strom. Wie viel, ist stark vom Gelände, von der Geschwindigkeit, von der Unterstützungsstärke und anderen Faktoren abhängig. Mehr als eine Kilowattstunde pro 100 Kilometer ist aber selten nötig. Das ist sehr wenig. Zum Vergleich: Ein sparsames, effizient gefahrenes Elektroauto braucht rund 15 Kilowattstunden pro 100 Kilometer.

Wie viele Emissionen kommen durch diesen Stromverbrauch noch dazu? In Ökobilanzen heißt es oft: „Das hängt davon ab, woher der Strom kommt.“ Aber woher kommt er? Diese scheinbar einfache Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten und ist Anlass für viele Diskussionen. Glücklicherweise brauchen sich E-Bike-Fahrende nicht darauf einlassen, da sie sogar mit Kohlestrom fünfzehn mal weniger CO2 als Autofahrende pro Kilometer verursachen.

Break Even

Jetzt fehlt noch der Herstellungsaufwand für das ganze Bike. Hier dominiert das Aluminium, denn es braucht viel Energie zur Erzeugung. Laut Daten von Fahrrad-Hersteller KTM und der Ökobilanz-Datenbank ProBas des deutschen Umweltbundesamts ist allein für das Alu mit einem „CO2-Rucksack“ von 100 Kilogramm pro Bike zu rechnen. Elektromotor und alle restlichen Materialien außer dem Akku machen rund 30 Kilogramm CO2 aus. Viel mehr kommt da nicht dazu. Zum Beispiel entstehen beim Transport über 10.000 Kilometer mit dem Schiff von Asien hierher nur rund zwei Kilogramm CO2. 1.000 Kilometer mit dem Lkw wären noch einmal so viel.

Mit einer halben Kilowattstunde Akkukapazität sind wir bei geschätzten 180 Kilogramm für das ganze E-Bike. Die können durch rund 1.500 vermiedene Autokilometer kompensiert werden. Häufiger genutzte E-Bikes sind Klimaschützer.

Materialien

Übliche E-Bike-Akkus enthalten Lithium, Nickel, Mangan und Cobalt. Das sind relativ unproblematische Stoffe. Auch bei der Entsorgung gibt es – anders als oft vermutet – keine großen Umweltprobleme. Das Recycling der Rohstoffe ist grundsätzlich möglich, wenngleich nicht immer sinnvoll. Zum Beispiel kostet es mehr Energie, Lithium aus alten Akkus zurückzugewinnen, als neues aus Salzwüsten zu extrahieren. Diese Salzwüsten können dabei allerdings zerstört werden. Der Grundwasserspiegel kann sinken. Das sind lokale Probleme, während CO2 ein globales Problem ist.

Fazit: Die Ökobilanz von E-Bikes ist zwar nicht makellos, aber um Welten besser als von jedem Motorrad oder Auto.