Mirko Javurek über den „Rostigen Esel“, die kollektive Fahrrad-Werkstatt in Linz, die einen neuen Standort in der Museumstraße bekommen hat.

Die Passion zum Beruf machen, das ist der Grundgedanke des Rostigen Esel. Die kollektive Fahrradwerkstatt wurde vor inzwischen bereits 5 Jahren von langjährigen Fahrradaktiven und begeisterten Schrauberinnen bzw. Schraubern gegründet, die sich über die Bikekitchen Linz kennengelernt hatten. Dort entstand die Idee, Geld und Werkzeug zusammenzulegen um eine gemeinsame Werkstatt zu betreiben. Von Anfang an war den Gründerinnen und Gründern klar, dass sie sich als Kollektiv organisieren wollen, um gleichberechtigt an allen Entscheidungen teilzuhaben.

Emanzipierte Kundinnen und Kunden

„Wir setzen stark auf unsere eigenen Fähigkeiten und haben bisher noch nie Handwerker für den Aufbau und die Einrichtung unserer Werkstätten gebraucht“, erzählt Mitbegründer Gerd Huber stolz: „Es ist es uns wichtig, dass die Mechanikerinnen und Mechaniker selbst die Fahrräder von der Kundschaft annehmen und über die Mängel sprechen – deshalb haben wir den rostigen Esel so gestaltet, dass sich die Kundschaft beim Eintreten direkt in der Werkstatt befindet.“

Aktuell sind es sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen der größere Teil selbständig arbeitet, der Rest als Angestellte.

Es wird versucht, so viel wie möglich zu reparieren. Auch Mängel werden behoben, bei denen andere Werkstätten vielleicht schon aufgeben mit der Begründung, dass es sich nicht mehr lohne. Dazu werden auch ältere Ersatzteile gesammelt, sodass oft ausgeholfen werden kann, wenn Ersatzteile nicht mehr am Markt erhältlich sind. „Wir wollen durch gute Beratung emanzipierte Kundinnen und Kunden, die wissen, was sie wollen, weil sie gut informiert sind“, betont Gerd.

Nachdem es in Linz bis vor der Eröffnung des Rostigen Esel keinen Fahrradhändler gab, wo man Lastenräder ausprobieren und kaufen konnte, entstand bald die Idee, mit dem Verkauf von Lastenrädern zu beginnen. Als dann von der Stadt Linz noch die Lastenradförderung eingeführt wurde – mit bis zu 800 € für den Kauf von Lastenfahrrädern und bis 1.000 € für E-Lastenräder, schoss die Nachfrage wirklich in die Höhe, berichtet Gerd: „Die Verkaufshits momentan sind das Bullitt als sportlich-elegantes und das Backfiets als gemütlicheres Lastenrad.“

Nach fünf Jahren in der Lessingstraße, auf engem Raum und nur über fünf Stufen erreichbar, beschloss das Kollektiv, nach einem etwas größeren und barrierefreien Quartier zu suchen. Am neuen Standort in der Museumstraße steht nun etwa doppelt so viel Fläche in einer ehemaligen Wäscherei zur Verfügung, ebenerdig. „Am alten Standort hat uns der massive Autoverkehr gestört, aber hier ist es deutlich angenehmer, und es kommen auch viel mehr Radfahrende vorbei“, schwärmt Gerd.

Radshop als Lebenseinstellung

Dabei geht es im Rostigen Esel nicht nur um das Reparieren, sondern auch um die Lebenseinstellung. „Wir freuen uns darüber, Teil eines grundlegenden Wandels gesamtgesellschaftlicher Mobilitäts- und Konsumgewohnheiten zu sein, und weitere Schritte in Richtung einer menschenwürdigeren Stadt zu setzen“, sagt Gerd.

Einen dieser Schritte könnte auch die Stadt Linz setzen. Wenn sie nämlich ihr Versprechen erfüllt und anstelle von zwei Autoparkplätzen vor der Werkstatt den ersten Lastenradstellplatz in Linz errichtet.

Besonderes Service:

• Für Radlobby-Mitglieder 10 % Rabatt auf Material und Arbeit!
• Kleinere Reparaturen werden sofort erledigt
• top servicierte Gebrauchträder
• Lastenräder Verkauf, Verleih und Reparatur
• Reparatur von älteren Rädern, Aufwertung mit hochwertigen Komponenten
• Mobile Radwerkstadt mit Lastenrad buchbar
• Radreparaturworkshops

Kontakt:

rostigeresel.at
• kontakt@rostigeresel.at
• Museumsstraße 22, 4020 Linz
• Tel.: 0732 77 49 40
• Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 11:00 bis 19:00 Uhr

Aktuelles Team:

Gerd Huber, Theresa Böck, Christoph Ebner, Roswitha Angerer, Alexander Maitz, Daniel Wagner, Max Baur


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