Die österreichische Fahrrad-Industrie im Überblick

Mit der wachsenden Popularität des Fahrrads steigt dessen Bedeutung als Wirtschaftsfaktor. Auch in Österreich drängen immer mehr innovative Unternehmen auf den Markt. Ein Blick auf die Crowdfunding-Plattformen belegt: Alternative Mobilitätsformen wecken Kreativität und Unternehmergeist. Fast im Wochentakt präsentieren Startups ihre neuen Geschäftsideen: Innovative E-Bikes, Diebstahlssicherungen oder Fahrräder in noch nicht dagewesener Bauweise sind ebenso dabei wie Apps für das Smartphone oder LED-Beleuchtungen für Helm und Handschuh. Auch auf den österreichischen Markt drängen neue Anbietende, die auf der velophilen Erfolgswelle mitschwimmen wollen. Auf die Frage, wie sich Umweltverschmutzung, Lärm und die Gefahren des Kfz-Verkehrs wirksam bekämpfen lassen, geben auch Unternehmen Antworten. Das Ziel dabei: den Mobilitätswandel zu befördern (und nebenher Geld zu verdienen).

Originelles Konzept für Kinderfahrräder made in Austria: Christian Bezdeka und Marcus Ihlenfeld von Woom.

Laut Jahresbericht der Confederation of the European Bicycle Industry werden in der EU jährlich rund 12 Millionen Fahrräder industriell hergestellt, 40 Prozent davon in Italien und Deutschland. Die European Cyclists’ Federation (ECF) schätzt, dass in der EU gegenwärtig rund 650.000 Arbeitsplätze direkt mit dem Radfahren in Verbindung stehen. Für Österreich liegen die durchs Radfahren (inkl. Radtourismus) geschaffenen, direkten Arbeitsplatzeffekte bei rund 12.500 Stellen. Indirekt kommen ca. 9.000 weitere dazu.

KTM ist der größte Fahrrad-Hersteller in Österreich. An die 160.000 Stück werden in Mattighofen endgefertigt. Foto: KTM

KTM ist der größte Fahrrad-Hersteller in Österreich. An die 160.000 Stück werden in Mattighofen endgefertigt. Foto: KTM Fahrrad GmbH

Hierzulande besorgt die industrielle Fahrrad-Produktion im Wesentlichen ein Betrieb: KTM. 158.000 Stück produzierte man im Jahr 2015 laut Statistik-Jahrbuch der Fahrzeugindustrie. Daneben gibt es zahlreiche gewerbliche Hersteller, die sich neben klassischen Fahrrädern auf Kinder-, Transport- oder Falträder spezialisiert haben.

Relativ neu und schnell wachsend ist der Markt von E-Bikes. Im Jahr 2015 war bereits beinahe jedes fünfte verkaufte Fahrrad ein Pedelec, berichtet der österreichische Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster. Hierzulande gibt es einige spezialisierte Hersteller, die sich teilweise schon seit vielen Jahren mit der Entwicklung und dem Einbau von Elektromotoren befassen. Frisch dazu gekommen ist das deutsch-österreichische Startup Freygeist rund um die beiden Gründer Martin Trink und Usama Assi. Oder das Villacher Unternehmen Add-E, das Elektro-Nachrüstsätze für Fahrräder anbietet.

Spannendes Start-up aus Wien: Freygeist

Ein E-Bike, das nicht so aussieht: Der Akku ist im Rahmen versteckt, der Nabenmotor unauffällig. Von Freygeist aus Wien. Foto: Hersteller

 

Um Synergieeffekte besser nutzen zu können, schließen sich die Unternehmen in verschiedenen Staaten zu sogenannte Fahrradclustern zusammen. Einer dieser Cluster findet sich im portugiesischen Agueda, einer Region, in der bereits seit mehr als 90 Jahren Fahrräder hergestellt werden.

In den vergangenen Jahren haben sich dort zahlreiche neue Unternehmen der Fahrrad-, Fahrradteile- und Fahrradzubehörproduktion angesiedelt und sichern so wertvolle Arbeitsplätze in der Region. Das spanische Unternehmen Orbea beispielsweise plant, die Produktion in Asien zu reduzieren und stattdessen verstärkt in Portugal zu produzieren, berichtet das Branchenmagazin EU-Bike. Die Vorteile für Orbea liegen auf der Hand: mehr Kontrolle über die Arbeitsbedingungen und Fertigungsmethoden ebenso wie geringere Kosten für, und weniger CO2-Emissionen durch den Transport der in Europa abgesetzten Produkte.

Auch in Österreich haben sich zahlreiche Unternehmen aus den Bereichen Planung, Beratung, Dienstleistung, Produktion und Forschung – unterstützt von der Radlobby – zusammengeschlossen und bilden seit 2014 die Plattform Radkompetenz Österreich. Die Plattform setzt sich zum Ziel, zur Verbesserung der Radverkehrssituation bestmögliche ganzheitliche Radverkehrslösungen in und aus Österreich anzubieten.

Cluster wie diese sind ein weiterer Indikator für die zunehmende Wirtschaftskraft der Radindustrie und die steigende Bedeutung von Investitionen in Arbeitsplätze, die umweltfreundliche und gesunde Mobilität fördern.

BERICHT: Holger Heinfellner

Einen Überblick über die heimische Fahrrad-Branche zeigt die unten stehende Slide-Show:

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