Transporträder sind praktisch, ob für den Wocheneinkauf im Supermarkt, den Weg zum Kindergarten oder den Umzug. Aber nicht jede*r will und kann sich ein eigenes anschaffen. Gut, dass es österreichweit immer mehr Verleihangebote gibt.

Überblick: Antonia Tornow, Fotos: Foto Fischer, Andreas Loercher, Peter Provaznik, Christian Fürthner.

Emma, Emil und Harriet – das sind nicht nur moderne Kindernamen, sondern auch gute Alternativen zum Auto für alle, die gelegentlich größere Lasten umweltfreundlich transportieren möchten, sich dafür aber nicht gleich ein eigenes Cargobike zulegen wollen oder können. Immer mehr Städte, Gemeinden und Unternehmen erkennen den Mehrwert von Transporträdern und unterstützen den Umstieg vom Auto auf das Cargobike, indem sie nicht nur den Kauf, sondern auch den Verleih solcher Räder fördern.

Kindersitz? Check. E-Antrieb? Check.

Die womöglich beste Anlaufstelle, um in Österreich ein Transportrad zu mieten, ist die unter anderem vom Klimaenergiefonds des Klimaschutzministeriums und von der Stadt Graz finanzierte Webseite radverteiler.at. Hier können Gemeinden, Betriebe und bestehende Verleihplattformen ihre Angebote einstellen, registrierte Nutzer*innen können gezielt nach passenden Rädern für ihre Bedürfnisse suchen. Derzeit stehen in Salzburg, Linz, Graz und Wien, aber auch in kleineren Gemeinden im Burgenland, in Nieder- und Oberösterreich insgesamt rund 70 Räder zur Verfügung, darunter die beim Bewohnerservice Salzburg stationierte „Emma“ samt Kindersitz. Die Plattform listet Informationen zu Preisen (oft ist die Ausleihe auch kostenlos) und Nutzungsbedingungen, zur Größe und der maximalen Zuladung der Räder und zu ihrer Ausstattung mit Kindersitzen, verschließbaren Boxen oder Elektro-Unterstützung auf. Gebucht werden kann ebenfalls gleich auf der Webseite, für Slots von einigen Stunden bis hin zu mehreren Tagen; abgeholt werden die Räder beim jeweiligen Anbieter.

Einer der Anbieter, dessen Transporträder auf der Plattform gemietet werden können, ist das ebenfalls vom Klima- und Energiefonds geförderte Projekt KlimaEntLaster. Das Projekt bietet seit kurzem auch Verleihboxen an, über die Lastenräder jederzeit ausgeborgt werden können, unabhängig von der zeitlichen Verfügbarkeit des Verleihers. Die Boxen werden mittels Smartphone geöffnet, darin finden sich der Schlüssel für das Fahrradschloss, der Fahrradakku, ein Ladegerät und ein passender Stromanschluss. Verleihboxen gibt es bisher in St. Pölten, Wiener Neustadt, Neuhofen an der Krems, Wolfsberg und Stegersbach.

In Wien stehen über das Grätzlrad-Programm der Stadt Leih-Transporträder zur Verfügung. Finden kann man sie auf der Grätzlrad-Webseite www.graetzlrad.wien, gebucht werden sie direkt bei den verleihenden Betrieben, beim Abholen müssen deren Öffnungszeiten beachtet werden.

Manchmal braucht es keine großen Projekte, sondern nur das Engagement Einzelner, um Verleihprogramme ins Leben zu rufen. Das älteste Transportrad-Verleihsystem Österreichs, das Lastenradkollektiv, entstand 2010 auf Initiative einiger Engagierter in Wien. Seine Räder und Anhänger können per Mail oder über radverteiler.at gegen eine freiwillige Spende ausgeborgt werden. Darunter auch „Harriet“, die sich mit ihrer großen Ladefläche gut für den Transport von Umzugskartons und kleinen Möbeln eignet.

Eine Lösung für den Großeinkauf

In Vorarlberg hat der Soziologe Eric Poscher-Mika mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne das Projekt Fairvelo gestartet, das seit einigen Monaten in Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Rankweil insgesamt fünf Transporträder verleiht. Registrierte Nutzer*innen können die Räder per App ausborgen.

Der Einkauf fällt doch größer aus und passt nicht in die mitgebrachten Taschen und den Fahrradkorb? Manche Geschäfte bieten für solche Fälle eigene Leih-Transporträder an. Dazu gehören etwa einige Filialen der Baumarktkette Obi sowie ab Mitte September zwei Mpreis-Supermärkte in Innsbruck, von wo Kund*innen ihre Einkäufe mithilfe des Rads Emil kostenlos nach Hause bringen können.

Jetzt fehlen nur noch Abstellplätze

Ob mit dem eigenen Lastenrad oder mit einem geliehenen: Ein Problem ist oft der Mangel an brauchbaren Abstellplätzen. Herkömmliche Radstellplätze sind häufig zu schmal oder zu kurz. Das simple Abstellen auf dem Gehweg ist meist schon wegen der hohen Anschaffungskosten eines Transportrads und der Diebstahlgefahr keine Option.

Für Lastenräder geeignete Abstellplätze zu schaffen, ist nicht besonders aufwändig, ein zwei Meter breiter Pkw-Parkplatz lässt sich mit Bügeln leicht zu einem Stellplatz für drei Transporträder umbauen. Trotzdem sind brauchbare Cargobike-Parkplätze in Österreich noch extrem rar. Zu den wenigen vorbildhaften gehören die zwei Stellplätze der Radlobby ARGUS Steiermark vor ihrem Büro in Graz und die großen, mit Ladekabeln ausgestatteten Fahrradboxen der Firma Safetydocks in einigen Wohngebieten in Wien.

 

Weiterführende Info

> Radverteiler – Transportrad mieten in Österreich
> Projekt KlimaEntLaster – Leitfaden zum Transportrad-Sharing für Gemeinden, die Leih-Lastenräder anbieten wollen
> Lastenradkollektiv Wien
> Grätzlrad – Leih-Transporträder der Stadt Wien
> Fairvelo – E-Cargobikes mieten in Bregenz, Dornbirn, Rankweil und Feldkirch
> Cargobike Roadshow 2022 – Die Tour macht zwischen 16. und 22. September in Imst, Saalfelden, Tamsweg, Frohnleiten, Waidhofen an der Ybbs, Leonding und Ried im Innkreis halt
> Lastenfahrrad im OBI Baumarkt mieten

 


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