Das geleaste Dienstrad gewinnt immer mehr an Bedeutung und ermöglicht vielen darüber hinaus ein leistbares Traumrad

BERICHT: Valentin Eisendle
Foto: Jobrad.at

Gutes Rad ist teuer. Immer mehr Menschen stellen immer höhere Ansprüche beim Radkauf. Sei es in puncto Ausstattung, Funktionalität oder auch Aussehen. Ein gutes E-Bike oder ein schickes Transportrad kostet schnell mehrere tausend Euro. Viele fragen sich deshalb: Wie stemme ich eine solche Investition? Eine Möglichkeit ist das immer beliebter werdende Dienst-Radleasing.

Definition und Ablauf

Das Rad wird dabei vom Arbeitgeber geleast, also für eine bestimmte Zeit gegen eine monatliche Gebühr gemietet. Statt das Rad selbst zu kaufen, bekommt man als Mitarbeiter*in das Rad zur Verfügung gestellt. Der/die Arbeitgeber*in registriert sich zuvor bei einem der zahlreichen Anbieter am Markt und der/die Mitarbeiter*in sucht sich dann ein Wunschrad aus. Idealerweise im lokalen Fachhandel.

Die konkrete Finanzabwicklung regelt dann der Leasing-Anbieter mit dem Geschäft. Die Rate wird monatlich vom Gehalt abgezogen, der Vertrag läuft meist drei Jahre. Danach kann man das Rad zum Restwert übernehmen – oder ein neues leasen. Privat nutzen darf man es von Anfang an.

Der Clou: Das Rad wird billiger

Der große Vorteil des Dienstradleasings: Man spart Geld, weil man vom sogenannten „Gehaltsumwandlungsmodell“ profitiert. Dabei wird ein Teil des Bruttogehalts in eine steuerfreie Sachleistung – hier: das Fahrrad – umgewandelt. Allerdings: Das Kollektivvertragsgehalt darf durch den Abzug der Rate nicht unterschritten werden.

Es bleiben dann aber immer noch zwei Optionen. Erstens: eine „Nettoumwandlung“. Dann ist die monatliche Rate aber nicht mehr Lohnsteuer- und SV-begünstigt – es ergibt sich also keine Ersparnis. Die zweite Möglichkeit: eine „Arbeitgeberunterstützung“, also ein Zuschuss durch das Unternehmen.

Im attraktiven Idealfall wird die Leasingrate direkt vom Bruttogehalt abgezogen. Dadurch spart man Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge. Der Haken: Man zahlt dort dementsprechend weniger ein. Die Arbeiterkammer warnt daher auf ihren Onlineseiten: „Das bedeutet weniger Krankengeld, eine niedrigere Pension oder Arbeitslosen-, Weiterbildungs- oder Wochen- und einkommensabhängiges Kinderbetreuungsgeld.“ Wieso das Bike-Leasing dennoch boomt? Weil die Ersparnis im Vergleich zu einem regulären Rad-Neukauf so groß ist.

Günstiger? Viel günstiger!

Je nach Einkommen, Kosten des gewählten Rades sowie einem etwaigen Arbeitgeberanteil, liegt die Ersparnis gegenüber einem Privatkauf oft bei bis zu 40 Prozent. Wer also ein E-Bike zum Listenpreis von 4.000 Euro über den Arbeitgeber least, zahlt tatsächlich oft nur um die 2.400 Euro – und zwar inklusive Versicherung. Wer es genau wissen will, geht auf die Seite eines beliebigen Leasing-Anbieters und sucht dort den „Vorteilsrechner“.

Wer sind die Anbieter?

Es gibt mehrere Anbieter*innen für Dienstradleasing. Einer davon ist die Firma „Jobrad“. „Mit Dienstradleasing-Modellen kommen Beschäftigte günstiger zu einem hochwertigen Rad und sind gleichzeitig gesund und klimafreundlich unterwegs,“ fasst Jobrad Österreich-Chef Edwin de Jong zusammen.

Sein Kollege Andreas Zunt vom Mitbewerber „Bikeleasing.at“ argumentiert mit so erfüllbaren Rad-Sehnsüchten: „Mit Dienstradleasing kann sich jeder sein Traumrad leisten.“ „Makler und Vermittler”, nennt Norbert Neschwara von „Firmenradl“ die Aufgabe der Leasing-Agenturen: „Wir sind die Plattform, die den Kunden mit dem Radhändler verbindet und über die die Finanzierung dann läuft.“

Freilich: Geht es um Zahlen, sind die Anbieter rasch weniger kommunikativ. Konkret will sich niemand in die Karten sehen lassen, hinter vorgehaltener Hand heißt es aber, dass mittlerweile über ein Drittel aller in Österreich verkauften Räder de facto geleast werden.

Wer kann und darf leasen?

Grundsätzlich können sowohl privatwirtschaftlich Angestellte als auch öffentlich Bedienstete Dienstradleasing nutzen. Voraussetzung ist allerdings, dass arbeitgeberseitig ein entsprechendes Angebot vorhanden ist. Denn es besteht kein Rechtsanspruch auf betriebliches Dienstradleasing. Doch auch Selbstständige und Freiberufler*innen können ein Dienstrad leasen. Sie können dann die Instandhaltungskosten als „Betriebsausgabe“ geltend machen und damit ebenso Steuern sparen.

Im Leasingvertrag ist in der Regel auch ein umfassendes Versicherungspaket enthalten. Wichtige Klausel darin: Das Rad sollte wie ein eigenes ordentlich abgesperrt und ein Schaden oder Diebstahl umgehend gemeldet werden.

E- und Gravel-Bikes

Der Mega-Trend E-Bike spielt längst auch beim Dienstradleasing eine zentrale Rolle. Nicht zuletzt, weil Elektro-Räder schnell ins Geld gehen können. Auch Gravelbikes – Rennräder, die auch auf Schotterpisten gefahren werden können – werden aufgrund ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten immer beliebter. „Tatsächlich liegen E–Bikes und Gravelbikes so im Trend, weil man mit ihnen wirklich vielseitig unterwegs ist“, sagt Jobrad Loop-Geschäftsführerin Nela Murauer. „Für viele ist das die passende Lösung.“ Norbert Neschwara von Firmenradl pflichtet bei: „Gravel ist extrem stark im Kommen, Rennräder sind ein Dauerbrenner – das gilt aber auch für Lastenräder.“

Benefits für Arbeitgeber*innen

Und auch für Arbeitgeber*innen hat Dienstradleasing Vorteile: Weniger Parkplatzprobleme oder -bedarf, weniger Krankenstände unter den durchs Radfahren gesünderen Mitarbeiter*innen und ein besseres Betriebsklima. Auch das Image, sich als Betrieb umweltbewusst zu verhalten, ist ein Asset: Dienstradleasing ist eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, die eigene Attraktivität als Arbeitgeber*in zu steigern.

Fazit: Rad gut – Infrastruktur besser

Glaubt man Unternehmen, Anbieter*innen, aber auch Personen, die auf diese Art kostengünstig hochwertige Räder fahren, ist das ein Win-Win-Win-Modell. Weil alle profitieren: Unternehmen, Radhandel, Traumradfahrende – sowie Klima und Umwelt.

Dennoch ist Jobrad-Österreich-Chef Edwin de Jong noch lange nicht in Feierlaune: „Wir müssen mehr Leute aus dem Auto raus und aufs Rad kriegen“, erklärt er, „Wenn ich schaue, wie viele Autos in Wien unterwegs sind: Das ist Wahnsinn! Es gibt so viele Städte in Europa, wo das Fahrrad einen ganz anderen Stellenwert hat.“ Fast wortident formulierte es Andreas Rath von Bikeleasing.at im Herbst 2024 bei der Radlobby Herbstakademie: „Gerade in Ballungsräumen ist das Rad das ideale Fortbewegungsmittel, da man sich Zeit, Stress und Kosten erspart und sich zusätzlich persönlich etwas Gutes tut.“ Und Norbert Neschwara von Firmenradl geht einen Schritt weiter: Damit sich mehr Leute aufs Rad trauen, fordert er „mehr vernünftig ausgebaute Radwege, mehr getrennte Radwege und richtige Radautobahnen.“

Ob die dann auf geleasten oder gekauften Rädern befahren werden, betonen die Leasing-Anbieter einhellig, sei zweitrangig. Obwohl es auf einem Traum-Rad, das man sich „regulär“ kaum leisten könnte, dann vielleicht sogar noch einen Tick mehr Freude macht.

Fahrradfreundliche Betriebe

Unternehmen, die das Radfahren im Betrieb aktiv fördern möchten, können sich als „Cycle–Friendly Employer“ zertifizieren lassen. In Österreich führen bereits zahlreiche Betriebe, etwa Woom oder das Elisabethinen-Krankenhaus in Klagenfurt, das prestigeträchtige CFE-Label.

cfe-zertifizierung.at