Vor langer, langer Zeit gab es das Einkaufskörberl. Und sonst nix. Inzwischen sind die unterschiedlichsten Produkte auf dem Markt, um den Menschen Einkäufe mit dem Fahrrad zu erleichtern. Die DRAHTESEL-Test-Crew ist einkaufen gegangen.

Testbericht von: Mario Sedlak, Omo Lisboa und Daniela Schulhofer, Peter-Alexander Pöltl, Margit Palman, Klaus Brixler, Paul Weber und Julia Lehner, Jan Killian, Marcin Dopieralski. Fotografie: Andrea Siegl.


Mario Sedlak nimmt den Trolley auf den Wiener Naschmarkt mit

Mario Sedlak nimmt den Trolley auf den Wiener Naschmarkt mit

Winther Donkey Trolley
Nicht ohne meinen Krauthappel
Mario Sedlak
Wie praktisch: Ein Mini-Einkaufswagen, der ans Fahrrad gehängt werden kann! Beim Einkaufstest am Wiener Naschmarkt war es kein Problem, damit zwischen den Menschen durchzukommen. Gerne hätten mir die quirligen Marktstandler den Winther Donkey vollgefüllt – aber so viel Geld hatte ich gar nicht mit. Platz gibt es genug: Eine Getränkekiste samt üppigem Einkauf passt hinein. Allerdings ist mir unterwegs ein Krauthappel entwischt! Das Gitter, das der Donkey vorne hat, ist nur lose mit einem Gummi befestigt und kann durch das Gewicht des Gepäcks aufgedrückt werden. Der Vorteil dabei: Es lässt sich zu Hause beim Ausräumen leicht abnehmen. Der „Einkaufswagen“ wird mit einem Handgriff am Rad befestigt. Für Regentage ist eine wasserdichte Abdeckung dabei, die ich für den Test allerdings nicht benötigte. Das Fahrverhalten ist ordentlich: Auch bei der Fahrt übers Kopfsteinpflaster fiel nichts heraus. Allerdings eignet sich der Donkey – zulässige Höchstgeschwindigkeit: 25 km⁄h – nicht zum Rasen. Schon bei geringer Geschwindigkeit eierte der Anhänger hin und her. Da sich der Anhänger nicht zusammenklappen lässt, eignet er sich vor allem für Leute, die viel Platz haben und häufig groß einkaufen fahren.
gesehen um 349 Euro
> fahrradstudio.at

So schön: Daniela Schulhofer hat Tulpen geladen

So schön: Daniela Schulhofer hat Tulpen geladen

DIY-Faltrad-Shopper
Selbstgenäht: Ein Beutel für alle Fälle
Omo Lisboa und Daniela Schulhofer
Wer kämpft nicht mit diesem Problem? Immer so viel Zeug dabei, und bald ist der Rucksack voll und zu schwer. Die Lösung heißt: Radtasche. Davon gibt es fürs Brompton auch jede Menge zu kaufen. Alle Behältnisse sind aber mehr oder weniger unhandlich, wenn man nur wenig mit hat. Dieser Notlage entsprang die Idee, eine Tasche zu nähen, die man schnell bei Bedarf auspacken kann, wenn unterwegs noch ein paar Einkäufe mitzunehmen sind. Also eine super Ergänzung zu Faltkorb oder Reisetasche. Ein weiterer Vorteil – wenn einem das aktuelle Design nicht mehr gefällt, kann man schnell und kostengünstig eine neue nähen. Nur zu groß oder schwer dürfen die transportierten Güter nicht sein. Es passt aber überraschend viel rein und auch fahrtechnisch gibt’s keine Probleme.

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Gut gelaunter Spezialist für Schwertransporte mit dem Fahrrad: Peter-Alexander Pöltl

Gut gelaunter Spezialist für Schwertransporte mit dem Fahrrad: Peter-Alexander Pöltl

Croozer Cargo
Ein Arbeitstier, das niemals scheut
Peter-Alexander Pöltl
Ich habe meinen Croozer vor einigen Jahren bei „Radelt zur Arbeit” gewonnen. Und muss gestehen: Sehr sorgsam habe ich ihn nie behandelt ‑ außer gewaschen nach Fahrten im Salzmatsch. Transportiert habe ich mit ihm schon so ziemlich alles. Mehrmals die Woche fahre ich für den Verein Foodsharing: Dann ist der Anhänger oft übervoll mit Getränken, Gebäck, Joghurt oder fertigem Essen. Auch vier übereinandergestapelte Bananenkartons mit Obst und Gemüse passen hinein. Im Dienst der Radlobby stand der Croozer auch schon – 700 DRAHTESEL haben darin Platz. Eigentlich beeindruckend, was der Anhänger alles mitmacht. Wegen Überladung ist mir zweimal die Vollachse meines Vintage-Renners gebrochen. Der Mechaniker sagt, es liegt an der einseitigen Belastung. Dem Mountainbike macht’s aber offensichtlich nichts aus. Was der Croozer wegen seiner oben zusammenlaufenden Form leider nicht packt: Mehrere gestapelte 60 mal 40 Zentimeter- Eurokisten befördern. Das ist schon etwas nervig: mit dem Vorgängermodell ging es nämlich.
gesehen um 299 Euro
fahrradstudio.at

Ortlieb Velo-Shopper
Eine wasserdichte Osterüberraschung
Margit Palman
Der Velo-Shopper ist wie alle anderen Ortlieb-Taschen absolut wasserdicht. Das Füllvolumen ist mit 18 Liter geringer als beim Backroller, der mit 40 Liter Fassungsvermögen zum Klassiker für Radreisende avancierte. Besonders praktisch finde ich das unkomplizierte Befestigen der Tasche. Man braucht keinen Inbusschlüssel mehr und kann die Tasche individuell rechts oder links aufhängen. Wunderbar gelöst auch das Innenleben der Tasche: Es gibt drei unterschiedlich große Innenfächer zum Verstauen von Kleinzeug und einen Karabiner, um den Haustorschlüssel daran zu befestigen. Auch der Magnetverschluss kommt meiner Bequemlichkeit entgegen. Ein Klick und schon ist sie verschlossen. Durch ihre stabile Form steht die Tasche auf dem Boden und fällt nicht um, was das Beladen mit dem täglichen Einkauf erleichtert. Mein Fazit: Wer keine Großfamilie zu versorgen hat, ist mit der Tasche bestens bedient.
gesehen um 99 Euro
ortlieb.com

Die Lotte
Ein Prototyp wie aus Transformers
Klaus Brixler
Irgendwie erinnert die Lotte an die Filmreihe „Transformers”: in zehn Sekunden verwandelt sie sich vom Fahrradanhänger in ein Einkaufswagerl. Dabei muss man lediglich die Anhängerkupplung vom Rad lösen und die Ladefläche hochfahren: Die zwei Boxen, die auf dem Prototyp fixiert sind, fassen 80 Liter. Als durchschnittlich gefräßiger Haushalt bringt man da den Wocheneinkauf unter. Bei den ersten Stopps ist man beim Handling noch etwas tollpatschig. Erkenntnis: zuerst das Fahrrad am Radständer fixieren, dann den Anhänger lösen, sonst fällt das Rad zwangsläufig um. Im Supermarkt, Anerkennung von meiner Lieblingskassierin: „A schens Wagerl homs do.“ Die richtige Stärke spielt die übrigens auch mit dem VCÖ-Mobilitätspreis ausgezeichnete Lotte beim Abladen in der Wohnung aus: man gleitet direkt zum Küchentisch. Fazit: Viel Platz für allerlei Frachtgut, benötigt abgestellt nur überschaubaren Stauraum.
dielotte.at

DE01-Spar-AndreaSieglPhotography-0414-5244-web Tragerl von steinerdesign & stude
Zwei Wochen Futter für hungrige Katzen
Paul Weber und Julia Lehner
Was tun, wenn sich nach dem Einkaufen herausstellt, dass die Lebensmittel doch nicht alle aufs Rad passen? Hier setzt die Idee des „Tragerl fürs Fahrrad“ an: Bei Bedarf spontan im Geschäft mitgenommen, wird die faltbare Kartonkiste einfach hinten über den Gepäcksträger gehängt. Unser größter Transport waren zwei Wochen Futtervorrat für unsere Katzen, das entspricht circa sieben Kilogramm. Diese Ladung steckte das Tragerl problemlos weg. Generell wirkt es stabil verarbeitet. Auch passen die meisten Einkäufe problemlos in das überraschend voluminöse Behältnis. Leichte Kritik gibt es beim Entfalten: Die Griffmulden neigen zum Knicken. Auch klappt sich das leere Tragerl gerne von selbst wieder zusammen. Wetterfest ist es natürlich auch nicht. Fazit: Für spontane Einkäufe ist das Tragerl sehr zu empfehlen! Wir hoffen, dass es auch dieses Jahr wieder im Handel erhältlich ist.

Yuba Mundo
Für Umzüge und Musikkapellen
Klaus Renoldner
Das vom Lastenradkollektiv Wien zur Verfügung gestellte Yuba Mundo ist mit einem riesigen Korb vor dem Lenker ausgestattet. Auf den drei Ladeflächen lassen sich vier große Umzugskartons oder sogar ein Kühlschrank transportieren. Das Yuba ist etwa 25 Zentimeter länger als ein herkömmliches Rad, hat einen massiven Rahmen, einen 70 Zentimeter langen Gepäcksträger und zwei ebenso lange Abstellflächen beidseits des Hinterrades. Die starken Felgen sind mit extradicken Speichen bestückt, sodass eine Ladung von bis zu 250 Kilogramm mitgeführt werden kann. Sehr angenehm: das stabile Fahrverhalten. Trotz Eigengewicht von dreißig Kilogramm konnte ich das Rad in einem älteren Zugwaggon mit steilem Einstieg mitnehmen. Insgesamt ein sehr brauchbares Gerät zum nachhaltigen Lastentransport. Für den täglichen Einkauf wahrscheinlich übertrieben. Ideal: Bei Bedarf Ausleihen beim Lastenradkollektiv gegen eine freie Spende.
www.lastenradkollektiv.at/fuhrpark

Vöslauer 8x1L Splitkisten
Kein Bier? Das gibt Punkteabzug
Jan Killian
Die Getränkekiste trägt sich angenehm und ist mit einem Handgriff „entzweit“. Der Transport auf dem Fahrrad – links und rechts lässt sich je eine Hälfte mit ihrem Tragegriff einhängen – funktioniert sogar noch besser! Jetzt das große Aber: Es beginnt mit der Montage, für die man vier Hände bräuchte. Ist die Halterung fix mit dem Gepäckträger verschraubt, finden acht Ein-Liter-Flaschen Platz. Allerdings: Der Mensch lebt bekanntlich nicht von Wasser allein. Beim Getränkemarkt meines Vertrauens teste ich daher, was noch in die Kiste passt. Leider scheint die Konstruktion primär darauf abzuzielen, dass darin Vöslauerflaschen möglichst gut zur Geltung kommen. Die offene Bauweise hat zur Folge, dass kleinere Flaschen keinen Halt finden. Ernüchterndes Ergebnis: Meine Bierflaschen entspringen bei der ersten Schwelle. Stellt sich die Frage, ob 38 Euro für ein System, mit dem man bloß Flaschen des Herstellers transportieren kann, gerechtfertigt sind.
Gesehen um 38 Euro
voeslauer.at

Pletscher Korb
Bergwärts mit frischen Früchten
Marcin Dopieralski
Dass sich der Pletscher Korb, gefüllt mit Gemüse und Obst, in der Stadt sehr gut bewährt, war nicht die große Überraschung. Aber dass man damit auch mit dem Mountainbike durchs Gelände fahren kann, sehr wohl. Auch wenn sich das Fahrgefühl mit der Zuladung natürlich ändert. Jedenfalls ist das Pletscher-System praktisch: Der Korb sitzt sehr ruhig und stabil. Ladung bis zu 25 Kilogramm kann man damit damit tadellos transportieren – sogar mit dem Mountainbike. Ebenfalls sehr praktisch erscheint mir die Möglichkeit, das System zu erweitern. Pletscher ist so etwas wie der LEGO- Bausatz unter den Fahrrad-Gepäcksträgersystemen. Mit Hilfe der sogenannten Easy Snap-Kupplung und Zusatzelementen können auch gefederte Kindersitze und Fahrradkoffer montiert werden. Die maximale Zuladung des Systems liegt bei 40 Kilogramm.
Korb gesehen um 28 Euro
Einlegetasche um 15 Euro
pletscher.ch