Pro & Contra mit Silvia Kaupa und Lukas Beurle

contra

Verteuerung für radelnde Bahnkunden.
Mit Jahresbeginn 2014 gab es für die Stammkunden der ÖBB bei der Radmitnahme eine saftige Preiserhöhung, da die Vorteilscard-ermäßigungen für die Radmitnahme gestrichen und eine hohe Mindestgebühr eingeführt wurden. Radmitnahme wurde dadurch je nach entfernung um bis zu 150 Prozent teurer. Im Nahverkehr kann das Rad auf Kurzstrecken sogar bis zum Doppelten des Personentickets kosten. eine solche Anhebung des Preises, bei der ausschließlich die Stammkunden zur Kasse gebeten werden, wäre in der Privatwirtschaft nicht vorstellbar. Auf das finanzielle ergebnis der ÖBB kann diese Horuck-Maßnahme keine spürbare Auswirkung haben. Für die Stammkunden, die ab und zu im Zug ihr Rad mitnehmen, war es aber eine Ohrfeige. Würde die ÖBB das Geld, das man sich hier bei jener Gruppe holt, die ja auch neben dem Bahnfahren besonders umweltfreundlich unterwegs ist, auf alle Fahrgäste umlegen, kämen 0,1 Cent pro Fahrt heraus. Diese geringfügige Quersubvention wäre eine nicht erwähnenswerte Minimalförderung für ein umweltfreundliches Mobilitätsverhalten. Statt der bis 2013 üblichen Pauschalgebühren haben die ÖBB einen entfernungsabhängigen Tarif eingeführt: Diese beworbenen 10 Prozent vom normalen Personenticket sind aber durch die relativ hohe Mindestgebühr und die neue Reservierungsgebühr im Fernverkehr nur für eine kleine Zahl der Radtransporte zutreffend, der überwiegende Teil der Radmitnahmefahrten liegt weit darüber. Die Radmitnahme bei den ÖBB blieb im Jahr 2015 für viele also wesentlich teurer und beim Kauf am Automaten auch umständlicher. Für eine Vorwärtsstrategie beim Thema Bahn und Rad müssen die Weichen auch bei den Tarifen neu gestellt werden.
stude
Lukas Beurle, Vostandsmitglied Radlobby Oberösterreich
Foto: Lukas Beurle (privat)
pro
Investitionen müssen auch verdient werden
Integrierte Mobilität ist ein wichtiger Trend der Mobilität von morgen. Daher statten die ÖBB bis längstens ende 2016 alle Railjets mit Fahrradabteilen aus und investieren hier über 4 Mill. euro. In den Intercitys und in den meisten ÖBB-Zügen im Nah- und Regionalverkehr können Biker bereits heute Fahrräder mitnehmen – und die neuen Cityjets werden – auch für den leichteren Zustieg mit dem Rad – barrierefreie einstiege haben. All diese Investitionen müssen natürlich auch verdient werden, schließlich ist ein Fahrradstellplatz auch immer ein Sitzplatz weniger. Der Preis für das Fahrradticket ist seit 1. Jänner 2014 neu gestaltet und wird entfernungsabhängig berechnet. Auf das Fahrradticket gewähren wir jedoch 90 Prozent Rabatt – unabhängig davon, ob jemand eine Vorteilscard hat oder nicht. So kommen auch Gelegenheitsfahrer oder Sparschiene-Fahrer in den Genuss eines stark rabattierten Preises für ihr Bike. Im Fernverkehr, wo man auch längere Strecken zurücklegt und weniger Platz ist als in Regionalzügen, ist wie bisher eine Reservierung um 3 euro erforderlich. Für alle Räder gilt ein Mindestpreis von 2 euro. Auf den kurzen Distanzen beträgt der Rabatt aber auch hier meistens noch rund 50 Prozent. Für Fahrgäste in Regionalzügen gibt es mit dem „einfach-Raus-Rad-Ticket“ zudem eine preiswerte Alternative. In Fernzügen haben die ÖBB den Preis so angesetzt, dass es bei Distanzen bis 100 Kilometer zu keiner Verteuerung gegenüber den früheren Pauschalpreisen mit ermäßigung kommt. Mit dem neuen Tarifsystem bieten wir österreichweit einheitliche und faire Fahrradtarife – und ermöglichen integrierte nachhaltige Mobilität auf unseren Zügen.
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Silvia Kaupa leitet die Abteilung Fernverkehr (ÖBB)
Foto: Silvia Kaupa (ÖBB)