Erfahrungsberichte von Radpendler*innen
Ergänzung zum Artikel Radpendeln: So funktioniert's
Martin Mäser aus Vorarlberg: Im Zuge der Umsetzung eines Hochwasserschutzprojektes in Feldkirch wurden die vielbefahrenen Radverbindungen in der Kapfschlucht und über die Heilig-Kreuz-Brücke abgerissen. An starken Fahrradtagen waren auf dieser Landesradroute über 2.000 Radfahrende unterwegs – viele davon Pendler*innen aus den umliegenden Gemeinden. Der Radverkehr wird während der 2,5 Jahre dauernden Bauperiode über schmale Radfahr- bzw. Mehrzweckstreifen entlang der L191/Schillerstraße (Montfortbrücke) umgeleitet, bei einem Verkehrsaufkommen von täglich 12.000 Kfz!
„Die Radlobby Vorarlberg setzt sich aus Sicherheitsgründen für ein – zumindest vorübergehendes – Tempolimit von 30 km/h ein, aber die zuständigen Stellen haben dies ohne Begründung abgelehnt.“
Harald Gaukel aus Salzburg: Besonders gut ist die 18 Kilometer lange Pendler*innen-Route von Thalgau über Eugendorf nach Salzburg mit einer Breite von 2,6 Metern. Eine Problemstelle ist die Moosstraße: Der nicht benützungspflichtige Geh- und Radweg ist teilweise nur 1,5 Meter breit. Eine Verbreiterung ist wegen Bäumen schwierig, und die Überbauung des Wassergrabens wurde als zu teuer abgelehnt.
„Die Ost-West-Fahrradquerung verläuft heute über die stark befahrene Innsbrucker Bundesstraße mit schmalen Radfahrstreifen bzw. Geh- und Radwegen. Es soll eine Machbarkeitsprüfung für eine hochqualitative Radroute durchgeführt werden.“
Andreas Voit aus Niederösterreich pendelt von Ebreichsdorf in den 4. Bezirk in Wien. Der erste, sechs Kilometer lange Abschnitt führt nach Münchendorf über die B16 – eine Kfzverkehrsberuhigte Route wäre viel länger. Der Rest der insgesamt dreißig Kilometer langen Pendlerstrecke führt entspannt über asphaltierte Wirtschaftswege, bei Himberg vorbei bis zur Wiener Stadtgrenze. Dann über meistens recht gute städtische Radinfrastruktur bis zum Ziel im 4. Bezirk.
„Auf der B16 werde ich auch bei Gegenverkehr überholt, da es ja – Achtung, Ironie! – anscheinend eine Überholpflicht von Radfahrenden gibt.“
Gerhard Fischer aus Oberösterreich pendelt täglich mit dem Rad von Steyregg zum Gewerbepark Ennsdorf, weil es das schnellste Fortbewegungsmittel ist. Die ersten 18 Kilometer legt er auf dem asphaltierten Donauradweg bis zum Kreisverkehr Enghagen gemütlich zurück. Die letzten zwei Kilometer muss er über die B1-Umfahrung Enns (Richtung Osten) fahren, weil die beschilderte Radroute über Enns deutlich länger wäre.
„Anfang Oktober 2022 hat mich ein Lkw beinahe in den Straßengraben gedrängt und Fahrerflucht begangen. Die einzigen Male, wo es kein Problem mit dem Überholabstand gab, war, als ich mit einer ein Meter langen Poolnudel als Abstandhalter dort geradelt bin.“
Laura Kafka aus Niederösterreich pendelt mit dem Fahrrad von Bad Vöslau nach Berndorf, weil der Bus mehr als doppelt so lange braucht. Sie fährt entspannt zwei Kilometer auf einem asphaltierten Güterweg abseits vom Autoverkehr bis Großau. Dort muss sie auf die Bundesstraße B212 wechseln. Die B212 verläuft durch den Wald mit vielen engen Kurven und schlechter Sicht. Kfz- Lenkende sind hier in beiden Richtungen mit hohem Tempo unterwegs.
„Ich werde fast immer überholt, egal ob Gegenverkehr oder enge Kurven, selten mit mehr als ein Meter Abstand. Ich habe Angst davor, dass sich die waghalsigen Überholmanöver einmal nicht ausgehen oder jemand beim Autofahren doch zu lange aufs Handy schaut.“